Januar 2024

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Rainer Desens, Kunsthistoriker
 
Gertrud Schamschula - Schmuck und Gerät

Schmuck von Gertrud Schamschula hat einen ganz eigenen Charakter. Er protzt nicht. Er blitzt nur selten.
Er stellt nicht den Wohlstand seiner Besitzer und Sammler zur Schau, sondern höchstens deren Kunstsinn und Qualitätsverständnis. 

Für Gertrud Schamschula sind Ringe, Colliers oder Broschen nur die eine Facette ihrer Auseinandersetzung mit edlen Metallen.
Den kleinen, kostbaren Kunstwerken stehen die Gebrauchsgegenstände gegenüber, die für den Gebrauch fast viel zu schön und
zu schade sind: Dosen, Kannen, Trinkgefäße.

Mit gleicher Präzision beherrscht die Gold- und Silberschmiedin (Meisterprüfung 1968) die große und die kleine Form.

Ihre ersten künstlerischen Versuche hatten der Keramik gegolten – und waren für sie unbefriedigend geblieben: Zu weich,
zu nachgiebig war für ihr Empfinden der plastische Ton. Sie suchte die Herausforderung des harten Metalls, um ihre
Formvorstellungen zu verwirklichen.

Nach der Ausbildung an der Hanauer Zeichenakademie wurde Gertrud Schamschula in die Werkstatt eines der renommiertesten
Silberschmiede, Fritz Schwerdt, aufgenommen, war an großen Projekten (Mainzer Dom, Berliner St. Hedwigs-Kathedrale) beteiligt und
vervollkommnete ihre handwerkliche Kunst. 

1964, in der gemeinsamen Werkstatt, begann die fast symbiotische Zusammenarbeit mit ihrem späteren Mann Otto Schamschula:
eine gemeinsame ästhetische Welt, gemeinsame Ausstellungen in Europa und Asien, gemeinsame Auszeichnungen
(Bayerischer und Hessischer Staatspreis).

Neue künstlerische Impulse bekam ihre Arbeit, als sie das Holz für sich entdeckten. Neue Bearbeitungstechniken wurden entwickelt,
um das spröde Material zu perfekter Harmonie mit Edelmetall und Edelsteinen zu bringen.
Eine neue Ästhetik entstand: unverkennbar Schamschula.

Nach dem Tod von Otto Schamschula 1996 haben sich die Prinzipien ihrer Arbeit nicht verändert.
Gertrud Schamschula hat nie aufgehört zu lernen, mit neuen Techniken neue Formen erarbeitet und dabei ihren Stil jenseits von
Trends und Moden perfektioniert.

Bei aller Energie, die sie in die Auseinandersetzung mit Stein, Holz, Gold und Silber legt, ist eines immer zu spüren: der Respekt,
den sie vor den von ihr gestalteten Materialien hat.
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