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Gertrud Schamschula – 50 Jahre Atelier für Silberschmiedekunst Seit Mitte der 60er Jahre lebt Gertrud Schamschula in Frankfurt am Main und entwirft seitdem in ihrem Atelier Gold- und Silberschmiedearbeiten, die eine eigenständige, unverkennbare Handschrift tragen. Die charakteristischen Schmuckarbeiten bilden jedoch nur einen Teil ihres Schaffens, in diesem Katalog wird das Augenmerk auf die kontinuierliche, intensive Auseinandersetzung mit Silbergerät gerichtet, das in fünf Jahrzehnten im Atelier Schamschula entstanden ist.

Die früheren Werke sind Gemeinschaftsarbeiten von Gertrud und Otto Schamschula, wobei jeweils 925/000 Silber in Kombination mit verschiedenen Holzarten wie Rosenholz, Cocobolo, Grenadill, Amaranth, aber auch Plexiglas und Kautschuk Verwendung fanden. Die Entwürfe entstanden in enger Abstimmung und Zusammenarbeit des Künstlerpaares, wer von beiden die handwerkliche Umsetzung vornahm, war jedoch abhängig von dem zu bearbeitenden Material. Kümmerte sich Otto Schamschula um das Holz und die anderen Materialien, so arbeitete Gertrud Schamschula immer die Silberteile aus.

Geschmiedet, aufgezogen und montiert, die ganze Palette traditioneller Silberschmiedetechniken wendet Gertrud Schamschula bei ihren Arbeiten an, angesichts der Ergebnisse fast überflüssig zu sagen, dass sie sie perfekt beherrscht.

Schon als Jugendliche hatte sie sich für gestalterische Berufe interessiert und an eine Berufswahl als Keramikerin gedacht. Doch ein anderes Material übte eine größere Faszination aus und ihre Berufung zu einer lebenslangen Arbeit mit Metallen erkannte sie, als sie über ihre Schwester, die sich als Goldschmiedin ausbilden ließ, damit in Berührung kam. Sie begann eine Ausbildung an der Staatlichen Zeichenakademie in Hanau, die sie 1963 mit der Gesellenprüfung abschloss. Nach der Mitarbeit in den bedeutenden Werkstätten von Max Zehrer in Würzburg und Schwert-Förster in Aachen arbeitete sie seit 1964 in einem gemeinsamen Atelier mit Otto Schamschula in Frankfurt am Main. 1968 legte sie dann die Meisterprüfung im Silberschmiedehandwerk ab.

Stand bei den Arbeiten in Verbindung von Holz, anderen Stoffen und Silber das Spiel mit Grundformen wie Kreis, Quadrat und polygonaler Formen für die Silberanteile im Vordergrund, um die Faszination des Objektes aus den überraschenden Formen des ergänzenden Materials und der Schönheit der Holzoberflächen zu beziehen, so setzte Ende der 90er Jahre eine wesentliche Veränderung und Entwicklung in der Formensprache ein. Die gestalterische Zäsur trat nach dem plötzlichen Tod Otto Schamschulas ein.

Zunächst beschäftigte sich Gertrud Schamschula noch einige Jahre mit Materialkombinationen, doch waren es nun nicht mehr die von Silber mit Holz, sondern sie verband Silber mit edlen Steinen. Immer stärker setzte sie sich zum Ende des 20. Jahrhunderts mit der Veränderung des eigenen Formenkanons auseinander. Ihre Silberarbeiten sind weicher geworden, fließender, und sie verzichtete zunehmend auf die Verarbeitung anderer Materialien als Silber. Formen, die in Beziehung zum umgebenden Raum gesetzt werden, gewannen an Bedeutung. Für ihre Arbeiten erhielt sie eine Reihe von Auszeichnungen, und die künstlerische Bedeutung ist durch die Aufnahme in wichtige nationale und internationale Ausstellungen gewürdigt worden.

Sie selbst führt den Wandel, der um das Jahr 2000 begann, auf die Anwendung von Silberschmiede-Techniken zurück, die sie in einem Workshop in Irland bei Brian Clarke erprobte. Wer Gertrud Schamschula schon jemals bei einer ihrer Atelierausstellungen in Frankfurt besucht hat ahnt, woher neben den technischen Neuerungen die gestalterischen Veränderungen rühren können. Ihre Arbeiten heute spiegeln Klarheit, Formenstrenge, aber auch eine Leichtigkeit wider, wie sie bei ihr als Mensch und in ihrer persönlichen Umgebung, nämlich ihrem Wohnatelier zu finden sind, das Licht durchflutet und Raum greifend über den Dächern von Frankfurt gelegen ist. Dort kann sie Leben und Arbeiten miteinander verbinden, wie sie es sich wünschte, als sie sich als Jugendliche für den Beruf der Silberschmiedin entschieden und darin ihre Berufung als Künstlerin gefunden hat.
Christina Beyer
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